Grob-, Feinschliff 13"
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8.11.05 Nach langem Hin und Her (Familientoleranz erhöhen) hat mir meine Frau (!!!) kürzlich zum Geburtstag einen feinen 13" Borosilikat Rohling geschenkt und mein Freund Jürgen, der Erfahrung im Spiegelschleifen hat, hat sich einen 14" bestellt. Nun wollen wir das Projekt gemeinsam angehen. Ich selber habe noch nie (!!!) einen Spiegel geschliffen und möchte dennoch das Wagnis eines selbst geschliffenen 13-Zöllers als Einsteigerprojekt eingehen. Trost: "Wenn's nichts wird kann man den ja als Käseplatte benutzen" (Zitat meiner Tochter, sie ist da eben sehr pragmatisch!) Klar habe ich alle Warnungen von Trittelvitz und anderen gelesen, direkt mit einem 33 cm Spiegel anzufangen, aber in der Beziehung bin ich stur, habe hoffentlich Geduld und hoffe auf die Unterstützung von Jürgen. Zusätzlich habe ich mich im Forum von Astrotreff angemeldet. Hier erhält man neben dem für mich unabdingbaren seelischen Beistand vor allem professionelle Unterstützung. Die DVD von Stathis Kafalis wird an einem Samstagvormittag komplett durchgesehen - es kann nicht schaden, für alle Fälle gewappnet zu sein.


Vorbereitungen

12.11.05 Jürgen hat schon mal angefangen, die Fliesentools herzustellen. Dazu hat er für mein Tool eine Feinsteinzeugfliese auf eine Holzplatte gelegt, einen kreisförmigen Papprand gebastelt und komplett mit 3 cm Fliesenkleber befüllt. Das ganze trocknet ihm viel zu lange im Heizungskeller, er will endlich anfangen zu schleifen. Nachdem der Trocknungsprozess weitgehend abgeschlossen ist, hat er das ganze wieder mit Fliesenkleber bestrichen und eine zweite Fliese darauf geklebt. Jetzt kann die Feuchtigkeit nur noch am Rand entweichen, was den Trocknungsprozess sehr zu seinem Leidwesen nicht gerade beschleunigt. Also bleiben die Tools wieder für ein paar Tage im Heizungskeller, bis der Rand keine feuchten Stellen mehr zeigt.

20.11.05 Wir beschließen, die Tools mit Epoxiharz zu versiegeln, damit später nur ja keine heraus gelösten Körnchen den Schleifprozess unnötig verlängern. Also wird im Bastlerbedarf Epoxi besorgt und sorgfältig auf den Rand des Tools gestrichen. Wenn man dies zu zweit macht, kann einer das Tool halten und drehen, während der andere mit dem Pinsel das Epoxi aufträgt. Dies vermeidet eine größere Sauerei und trägt unter anderem zum Hausfrieden bei.

Später kann ich mir bei Jürgen noch den Strich ansehen und auch selbst einmal ausprobieren. Dies ist zunächst mal ungewohnt, doch ich werde schon noch mit dem Strich Freundschaft schließen.

1.12.05 Mein Freund Herbert, seines Zeichens Messebauer mit Zugriff auf beste Sägen und Fräsen, hat mir heute versprochen, die Teile für den Drehteller anzufertigen. Ich möchte endlich mit dem Schleifen anfangen - wie war das mit der Geduld? Heute Abend kann ich sie abholen, eine schöne dicke 45 x 45 cm Unterlage aus 50 mm Multiplex und ein Drehteller mit 33 cm Durchmesser aus Spanplatte, die weiß beschichtet ist.

2.12.05 Zuerst wir die Platte zum Schutz gegen Feuchtigkeit mit Acryllack 2 x lackiert, damit die Feuchtigkeit beim Schleifen kein Unheil anrichtet. Zusätzlich versiegle ich den Spanteller mit weißem Umleimer, damit auch hier nichts aufquellen kann und beim Schliff für Ungenauigkeiten sorgt. Das Ganze wird dann in der Mitte durchbohrt und mit einer versenkten 8er Schraube samt Mutter so befestigt, dass sich der Teller noch drehen lässt.

3.12.05 Ich werde auf einer Arbeitsfläche im so genannten Hausarbeitsraum schleifen und es gelingt mir nicht ganz die Befürchtungen meiner Frau zu zerstreuen. Für sie hat Schleifen etwas mit Staubentwicklung zu tun - wahrscheinlich sieht sie Sahara ähnliche Zustände in dem Raum, in dem sonst die Wäsche gemacht wird. Durch langes Zureden hellt sich ihre Mine ein wenig auf, jedoch nicht ganz. Meine Taktik ist, sie durch den praktischen Einsatz zu überzeugen. Um so wenig wie möglich irgendeine erdenkliche Sauerei zu hinterlassen, schlage ich die Arbeitfläche komplett mit alter Lackfolie aus - natürlich hätten wir sie irgendwann einmal noch brauchen können, obwohl sie seit 5 Jahren unbenutzt im Keller ihr Dasein fristet. Die Unterschränke der Arbeitsplatte werden mit Holzstücken unterlegt, damit alles schön gerade ist und mit der Wasserwaage kontrolliert. Außerdem besorge ich mir einen Schwamm und einen Baueimer, alles preisgünstig im Baumarkt, um den Spiegel vom Schleifschlamm befreien zu können. Dann kommt noch mal ein Abschnitt Sauerei, denn es geht darum das Fliesentool mit Rillen zu versehen. Das soll beim Grobschliff eine eindeutig bessere Wirkung haben und später ein Festsaugen des Spiegels am Tool verhindern. Also raus auf den Hof und mit der Flex die vorgezeichneten Rillen gesägt. Dazu benutze ich gleich zwei Trennscheiben für Stein nebeneinander, um die Rille gleich auf die erforderliche Breite zu bringen, schön festgezogen, damit sich nichts selbständig machen kann. Außerdem ziehe ich eine Fase rings um den Rand des Tools etwa 5-7 mm breit. Nachdem sich der Staub verzogen hat, sieht das Tool jetzt richtig gut aus, so, wie es in einigen Internetseiten beschrieben wurde. Von mir aus kann es jetzt losgehen.


Grobschliff

Zum ersten Mal beschicke ich das Tool mit 80er Karbo , befeuchte es aus der nun wassergefüllten Flasche des Enteisungssprays meiner ältesten Tochter - sie wird eben kratzen müssen - setze vorsichtig den Rohling auf und beginne Mirror on Top (MOT) zu Schleifen. Das geht alles noch etwas holprig, aber ich hatte es als Newbie auch nicht anders erwartet. Von Anfang an achte ich darauf mit ganzen Strichen und viel Druck auf den Rand die Mitte des Spiegels zu bearbeiten. Dabei kippelt das Tool schon mal bedenklich, wenn ich über den Rand hinaus schieße. Ich muss eben Übung bekommen. Aber nach einer Zeit geht es schon ganz flüssig und zeigt auf der Spiegeloberfläche in der Mitte deutlich seine Wirkung. Sobald die Geräuschbelästigung für meine Nachbarn nachlässt, beschicke ich das Tool mit neuem Karbo, was schon nach 2 Minuten der Fall sein kann. Nach der zweiten Charge wird alles abgewaschen.

Nach ca. 15 Stunden Kratzerei mit viel Druck und Überhang ist der Rand des Spiegels kaum angegriffen und die Pfeiltiefe hat 3,9 mm von 4,128 mm erreicht. Jürgen hat genialer Weise für die Pfeiltiefenmessung ein Diagramm in Excel ausgetüftelt, das anschaulich die zu erreichende Kurve und die gemessene Kurve zeigt. Ich messe mit einer Aluschiene und einer Schieblehre mit Digitalanzeige, was sehr komfortabel ist. Dazu ziehe ich durch den Mittelpunkt des Spiegels ein Kreuz aus zwei Bleistiftstrichen und trage von der Mitte ab alle 30 mm einen Querstrich auf. So kann man die Zonen der 4 Radien vermessen und mitteln um eine höhere Genauigkeit zu erreichen. Dann trägt man das Ganze in das Excelsheet ein und bekommt die Kurve angezeigt. Sehr komfortabel!

11.12.05 Ich habe eine Stunde lang MOT kurze und halbe Striche plus Chaos zum anpassen des Tools und des Spiegels gemacht. Die Spiegelkurven Messung mit anschließendem Excel-Pfeiltiefendiagramm zeigt, dass ich nicht auf dem Holzweg bin und das Ganze sich wie erwartet entwickelt hat. Ich bin jetzt in der Mitte bei ca. 4 mm Pfeiltiefe und beschließe, den Grobschliff mit 80er Karbo zu beenden - was eventuell etwas voreilig war, denn anschließend hätte ich, wie Stathis Kafalis es empfiehlt, noch ein wenig Tool on Top (TOT) schleifen sollen, um auch den Rand mit in die Schleiferei mit ein zu beziehen. Jetzt ist der Rand so gut wie unbehandelt und glänzt auf einer Breite von 6 mm mit einer Vielzahl von großen Pits - unter der Lupe die reinste Berg- und Talbahn. Aber bei einer Anfrage im Forum von Astrotreff.de sagen die Cracks, ich sollte ruhig schon auf das nächste Karbo umsteigen, der Rand käme schon noch. Ich werde es sehen.

12.12.05 Die verbleibende Zeit des heutigen Tages geht statt mit Schleifen mit Sauber machen drauf. Alles wird gründlich gesaugt und geputzt, bis ja nur kein Körnchen vom 80er Karbo mehr übrig bleibt und mir die nächste Phase unnötig verlängert. Als ich meinen Eimer ausschütte ist nur Wasser drin. Na ja, der Schleifbrei kann sich nicht von alleine entsorgt haben und so kratze ich mit dem Schraubenzieher darin herum und entdecke feinste Sedimentschichten an denen man fast jeden Tag und jede Pause durch helle und dunkle Streifen erkennen kann - eine wahre Fundgrube für einen angehenden Geologen.

13.12.05 Ich habe heute noch mal sauber gemacht - wie war das mit der Kratzer-Paranoia - schaden kann es jedenfalls nicht.

Die Fase des Tools wird noch einmal mit dem Schleifstein nachgezogen, denn die ist schon ganz schön runter geschliffen. Der Spiegel braucht keine Überarbeitung der Fase, hier ist noch gut 1 mm dran und ich denke, das sollte für den Feinschliff reichen. Habe Jürgen quasi eingeholt, der leider mit einer Delle in seiner Fliese zu kämpfen hat und nun dabei ist, beides gut aneinander anzupassen. Überhaupt steht in den entscheidenden Phasen das Telefon zwischen uns nicht still und wir diskutieren wie wir weiter verfahren wollen.


Feinschliff

180er Karbo

14.12.05 Heute habe ich mit 180er Karbo den Feinschliff angefangen und zum ersten Mal Tool on Top (TOT) geschliffen, was sehr spannend war. Wie wird sich das schwere Fullsize-Tool auf dem Spiegel verhalten? Es geht aber super und gleitet wie auf Samt; die Sache fängt an richtig Spaß zu machen. Mit halben und eindrittel Strichen bearbeite ich die Oberfläche während ich das Tool dabei ständig in Drehbewegungen versetze. Ich achte darauf, dass Rand was abbekommt und schleife dazwischen als Ausgleich ein paar W-Striche mit hier und da mehr Überhang um Zonenbildung zu vermeiden. So geht es für mich am Besten und ich achte nur darauf, regelmäßig und häufiger den Spiegel zu drehen. Zur Sicherheit kontrolliere ich meinen Strich mit der Bleistiftkreuzprobe und beobachte wie er reagiert. Das Kreuz wird gleichmäßig weg geschliffen, was meine rotierende Behandlung erst einmal bestätigt. Nach 4 bis 5 Chargen mache ich zur Vorsicht noch ein Excel-Pfeiltiefendiagramm und erkenne, dass sich nichts Entscheidendes verändert hat, außer, dass der grobe Rand schmaler geworden ist und so sollte es ja auch sein.

15.12.05 Nach 6 Chargen TOT ist Rand bis auf 2,5 mm angegriffen. Danach Pfeiltiefenmessung gemacht mit Pfeiltiefendiagramm in Excel - sieht ganz gut aus. Nach weiteren 6 Chargen MOT mit etwas mehr Überhang wegen der noch nicht ganz erreichten Pfeiltiefe ist der Rand bis auf ca. 1 - 2 mm noch rauh, soll aber ja immer zum Schluss kommen.

17.12.05 Heute wieder 8 Chargen MOT geschliffen halbe, drittel und Chaosstriche. Die Pfeiltiefe ist nahezu erreicht. Darauf die Brennweite mit der Lampenreflexmethode gemessen und bei 1630 mm von 1650 mm gelandet. Das ist im Rahmen der Messungenauigkeit und soweit O.K.

18.12.05 Weil das Tool schon ganz schön abgeschrubbt ist und die Fliese am Rand nur noch ca. 3 mm hat, bearbeite ich die Kante des Tools mit dem Schleifstein und fase sie neu an. Dann insgesamt im Wechsel 10 Chargen TOT und 6 Chargen MOT geschliffen um den Rand noch etwas stärker zu bearbeiten. Das Pfeiltiefendiagramm zeigt, das die Tiefe in der Mitte erreicht ist und der Rest jetzt noch folgen sollte, die Abweichung ist allerdings minimal.

25.12.05 Zuerst einmal kleine Löcher am Toolrand mit Epoxi repariert, ich will mir keine Kratzer einfangen durch heraus bröselnden Fliesenkleber. Das grenzt schon an die oft beschriebene Kratzer-Paranoia. Im Anschluss daran 4 Chargen MOT, 4 TOT und 4 MOT geschliffen, dann noch einmal ein Pfeiltiefendiagramm gemacht. Die Kurve sieht sehr passabel aus und weicht nur minimal von den Sollwerten ab. Der Rand ist jetzt bis zur Fase schön matt geworden, ich denke das sollte so sein. Jedoch habe ich immer noch ein paar "Löcher" in der Oberfläche. Es sind nicht mehr viele, obwohl ich schon relativ lange mit 180er schleife. Ich vermute, dass es an der Pfeiltiefenmessung liegen kann, die ich mit einer digitalen Schieblehre kreuzförmig über die Zonen mache. Dabei setzt die Metallspitze in den unterschiedlichen Zonen schon mal auf dem Glas auf - wie soll man auch sonst messen - und hinterlässt vermutlich kleine "Krater". Werde die Spitze wohl mit Tesafilm o.ä. abpolstern, auch wenn die Messungen dann nicht mehr so genau sind. Mehr Sorgen bereiten mir jedoch ein paar Muschelbrüche an der Fase, die sich unter Umständen nicht mehr ausschleifen lassen werden. Sie sind aber zum Glück winzig klein. Wahrscheinlich habe ich die Spiegelkante beim anfasen mit dem Schleifstein mit zuviel Druck bearbeitet und dadurch sind diese Brüche entstanden. Beim nächsten Mal...

28.12.05 Habe heute das Tool noch mal nachgebessert, so dass es hoffentlich für den gesamten Feinschliff taugt. Da die Fliese am Rand schon ganz schön abgefahren ist, kommt an ein paar Stellen Fliesenkleber, der etwas höher an der Fliese klebt, bedrohlich in die Nähe der Schleiffläche. Dem habe ich mit der Flex entgegengewirkt und die Kante anschließend neu angefast. Gleichzeitig wurden die Querrillen auf der Oberfläche nachgezogen, da sie teilweise schon nicht mehr vorhanden waren. Dies hatte zur Folge, dass ich mir wieder mit Epoxi die Finger versaut habe, um den Rand zu versiegeln. Das Tool sieht jetzt wieder wie neu aus, muss noch trocknen und morgen geht es dann weiter.

29.12.05 Im Wechsel (MOT/TOT jeweils 5) 20 Chargen geschliffen, dann mit der Taschenlampe die Brennweite gemessen. Sie liegt nun bei 1625 mm, das ist etwas zu kurz, mir aber im Augenblick egal.

30.12.05 Wieder weiter wie bisher, 15 Chargen durchgenudelt. Die Pits werden nur sehr langsam kleiner. Ich nehme etwas weniger Wasser und habe das Gefühl. dass das Karbo dan besser beißt.

31.12.05 10 Chargen 180er und am ...

1.1.06 ...mit leicht dickem Kopf nur 5 Chargen geschliffen - Silvester fordert seinen Tribut.


2.1.06 15 Chargen vermatscht, die Pits werden kleiner...Brennweite jetzt bei ca. 1610 mm - egal, wann gehen die dämlichen Pits endlich raus? Von den Muschelbrüchen am Rand ist jedenfalls nichts mehr zu sehen. Dafür habe ich bald kein 180er Karbo mehr und einige mutmaßen, dass ich den Grobschliff mit 180er fortgesetzt hätte und bald irgendwo ein Loch entstehen müsste. Das Tool sieht auch schon ziemlich abgefahren aus. Der Rand ist bis auf 3-4 mm runtergehobelt und muss noch den weiteren Feinschliff halten.

4.1.06 Die Pits sind deutlich kleiner geworden aber noch nicht ganz weg. Meinen Anfrage im Astrotreff, ob ich auf die nächste Körnung wechseln soll wird von den meisten bejaht - Stathis meint man sollte sich nicht mit Lappalien aufhalten. Na ja, wenn er es sagt...Also alles sauber gemacht, Arbeitsfläche und Tool und Boden und Wände und...wenn das noch schlimmer wird...


320er Karbo

5.1.06 Zum ersten Mal mit 320er Karbo geschliffen. Das ist deutlich feiner und gibt beim Schleifen ein wunderbares Rauschen von sich. Ich variiere meine Striche wie bisher mit rotierenden und einem drittel Überhang über W-Striche gegen Zonen bis hin zu Chaos. Außerdem schleife ich mit weniger Druck. Nach 8 Chargen im Wechsel (MOT/TOT) bleiben 3 größere Pits stehen, die ich mir auf der Rückseite des Spiegels mit Edding markiere und im weiteren Verlauf beobachte.

6./7./8.1.06 24 Chargen 320er verbraten, die Pits werden langsam kleiner.

11.1.06 Heute ist mein absoluter "Glückstag" und deshalb nach 6 Chargen Schluss. Beim Abziehen des bereits saugenden Spiegels habe ich ihm mehrere unverwechselbare Markierungen verpasst. Bisher ließ sich der Spiegel immer mit Schwung zur Seite abziehen; jetzt bin ich vorsichtiger, weil er auch auf den letzten 7 cm noch nicht runtergeht und dabei passiert es gleich mehrfach, dass er ruckartig abhebt und ich dann aus einem Reflex heraus versuche, ihn aufzufangen, um ihn dann in der Gegenbewegung mit der gegenüber liegenden Fase auf das Tool zu schlagen. Glas ist strapazierfähig aber unnachgiebig und so gelingen mir zwei hervorragende Muschelrisse (die noch nicht abgeplatzt sind) und ein wunderschöner Muschelbruch von ca 1,5 Quadratmillimeter. Meine Flüche rufen die ganze Familie auf den Plan und ich brauche 3 Tage bis der Adrenalinspiegel soweit gesunken ist, dass das Wort "schleifen" keine Thermik mehr verursacht.


14.1.06 Zunächst einmal die Spiegel-Fase nachgeschliffen und dem Muschelbruch die scharfen Kanten genommen. Mit 400er wasserfesten Schleifpapier, einem Korkschleifklotz und etwas Wasser geht das ganz gut - diesmal ohne den Rand mit winzigen Muschelbrüchen zu verunstalten. Dann im Wechsel 2 Chargen TOT, 3 MOT und 3 TOT verbraten. Die restlichen Pits sind jetzt so gut wie weg. Also alles zwei mal Saubermachen mit dem Blick fest auf das Tütchen 15 µ Microgrit gerichtet.


Microgrit 15 µ

15.1.06 Das 15 µ Microgrit vermischt sich auf dem Spiegel oder auf dem Tool nicht mehr so gut, deshalb bin ich beim Aufsetzen jetzt sehr vorsichtig und entlaste jeweils das, was oben ist so lange, bis es schön leise auf dem Matsch gleitet. Bei Abziehen habe ich eine neue Technik entwickelt, bei der ich erst den Spiegel bis ganz zum Rand ziehe, dann mit der Hand unterfasse und abstütze bis ich ihn dann ganz langsam über die Kante ziehen kann. Auch das 15 µ schleife ich ca. 3-5 Minuten ehe ich alles abwasche und neu beschicke. Nach 8 Chargen im Wechsel 2 zu 2 ist es erst einmal gut für heute.

16./17./19./20./21.1.06 Insgesamt werden es an diesen Tagen 40 Chargen 15 µ, bis ich finde, dass die Oberfläche so O.K. ist. Immer wieder findet man hier und da noch ein Pit, welches es auszuschleifen gilt. Selbst ein bis zwei etwas tiefere bekommt man mit der feinen Körnung noch weg. Der Spiegel schimmert jetzt bis zum Rand wie feines Milchglas. Mein Freund Jürgen kommt mit einem kleinen, umgebauten Mikroskop vorbei und wir betrachten die Spiegeloberflächen seines 14- und meines 13-Zöllers im Vergleich. Beide sehen schon ganz passabel aus. Er findet noch eine kleine Kratergruppe, die er weiter bearbeiten möchte. Ich beschließe auf 9 µ umzusteigen.


Microgrit 9 µ

21./22.6.06 Das Microgirt 9 µ lässt sich genau so schleifen wie die vorherige Körnung (MOT/TOT im 2er-Chargen-Wechsel), nur dass ich den Druck weiter veringere und noch vorsichtiger beim Aufsetzen von Tool und Spiegel bin. Es gehen 26 Chargen drauf, bis das Pulver langsam knapp wird. Dafür sind alle markierten Pits jetzt verschwunden und selbst nach längerer Suche auf der Spiegeloberfläche finde ich nur 1 bis 2 minimale Pits. Der anschließende Taschenlampentest ergibt eine Brennweite von ca. 1640 mm, das ist fast mein Wunschziel. In der schrägen Aufsicht sind jetzt schon deutliche Reflexe z.B. der Küchenlampe zu sehen


Microgrit 5 µ

23.1.06
Zunächst wird wieder die gesamte Platte geputzt und ich überlege, ob ich das Microgrit 5 µ auslassen soll oder nicht. Einerseits empfehlen viele es nicht zu schleifen und dafür länger zu polieren, damit man sich keine Kratzer einfängt, andererseits - es ist einfach da. Also beschließe ich es einmal zu versuchen. Zunächst wird das feinste Pulver mit Wasser in einem Filmdöschen angemischt und die Suspension ziemlich reichlich auf das Tool aufgetragen nach dem Motto: Viel dazwischen hilft viel. Das ist natürlich Blödsinn, weil sich der Rest - und das kann eine ganze Menge sein - am Rand herausdrückt und nun eine tierische Sauerei hinterlässt. Die erste Charge schleife ich ca. 20 Minuten und gebe ab und zu noch Wasser aus der Sprühflasche dazu. Dann wird es richtig spannend, denn nun ist TOT an der Reihe und mein Fullsize-Tool wiegt mindestens doppelt so viel wie der Spiegel. Zwischen beiden liegen nun Körnchen von einem 5 tausendstel Millimeter - das gibt richtige Thermik und Schweißperlen auf der Stirn. Mit gespitzten Ohren, alle dürfen nur noch durch die Zimmer schleichen, erwarte ich das hässlichste aller Geräusche, das einem unmissverständlich klar macht, dass man eben die wunderbare Oberfläche des Spiegels mit einem Grand Canyon verunstaltet hat. Doch es bleibt über 20 Minuten aus und ich beschließe, das Glück nicht zu sehr herauszufordern und es bei den beiden Chargen zu belassen. Der Feinschliff ist damit beendet. Eine anschließende Inspektion der Spiegeloberfläche lässt erahnen, was einmal daraus werden soll und kurz vor dem Wegpacken sehen ich ihn dann doch - einen super feinen ca. 1 cm langen Kratzer, der wohl beim Polieren weggehen wird. Man wird sehen.


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